Spannungsrisse an Gewindeverbindungen vermeiden
Wasserschaden in einem Badezimmer eines Einfamilienhauses.
Wände und Duschwannenhohlraum durchfeuchtet.
Technische Trocknung und Sanierung notwendig.
Ursache: Spannungsriss an einer Wandscheibe
Was ist eine Wandscheibe und wo wird diese verbaut?
Eine Wandscheibe ist ein Fitting, der im 90°-Winkel eine Rohrleitung und zum Beispiel ein Eckventil miteinander lösbar verbindet. Die Montage kann unter Putz, innerhalb einer Vorwand oder auf Putz erfolgen. Dabei dient die "Scheibe" als Befestigungspunkt an Wand oder Unterkonstruktion.
Sieht folgendermaßen aus:

Rohrleitungsanschluss von unten, waagrecht wird z.B. ein Eckventil oder ein
S-Anschluss einer Badewannenarmatur eingeschraubt.
In vorliegendem Fall ist dieser Fitting an der markierten Materialkante gerissen
Foto: Viega
Was führte in diesem Fall mit großer Wahrscheinlichkeit zu einer Leckage an dieser Stelle?
Die in das Gewinde eingeschraubte Hahnverlängerung (damit wird`s wandbündig mit dem Fliesenspiegel) war mit zu viel Dichtmittel versehen und bis zum Anschlag eingeschraubt. Dadurch können Spannungsrisse entstehen, nach einigen Jahren hat hier der Fitting aufgegeben. Da es sich meist um Druckleitungen handelt, tritt in der Folge an dieser Stelle stetig Wasser aus. Dies gilt nicht nur für Wandscheiben, sondern für alle derartigen Verbindungen.

Betroffener Kaltwasseranschluss der Duscharmatur. Diese wurde zuvor demontiert und die Anschlüsse mit Kappen verschlossen.

Riss auf der Oberseite der Wandscheibe
Auf obigem Foto ist der Riss kaum auszumachen. Im Video zeigt sich jedoch deutlich der Wasseraustritt an dieser Stelle. Erscheint auf den ersten Blick nicht viel, doch über einen längeren Zeitraum von mehreren Tagen, vielleicht Wochen entstand ein erheblicher Schaden.
Tipps zum Abdichten von Gewindeverbindungen in der Hausinstallation
In der SHK-Hausinstallation gibt es nur wenige Gewindearten, bei denen Dichtmaterial wie Hanf o.Ä. direkt auf die Gewindegänge aufgebracht wird. Unter anderem ist dies das sogenannte Whitworth-Gewinde.
Zwei Arten werden hierbei unterschieden:
- G-Gewinde (BSPP=British Standard Pipe Parallel= Gewindeflanken parallel), z.B. G-1/2"
- R-Gewinde (BSPT=British Standard Pipe Tapered=Gewindeflanken konisch), z.B. R-1/2"

Beispiel eines R-Gewindes an einem 1/2" Nippel.
Das Gewinde läuft konisch aus
R-Gewinde sind die klassische Installationstechnik des vergangenen Jahrhunderts im Rohrleitungsbau, d.h. die im Bestand noch sehr häufig anzutreffenden verzinkten Leitungen. Diese sind aufgrund ihrer Form bereits metallisch dichtend. Ist mir jedoch in der Praxis noch nie gelungen. Daher wird zusätzlich Dichtmittel wie beispielsweise Hanf und Fermit aufgebracht. Aber auch Gewindedichtfaden oder Teflonband.
Dabei ist zu beachten:
- Angemessene Menge an Dichtmaterial verwenden, viel hilft hier nicht zwingend
- In der Trinkwasserinstallation nur dafür zugelassenes Material verwenden
- Vor Aufbringen des Dichtmaterials Gewindegänge auf Beschädigungen prüfen
- Bei Aufbringen des Dichtmaterials die "Eindrehrichtung" beachten
- Die Verbindung nicht überdrehen (Spannungsrisse!)
- Bei Mischinstallation Fließregel beachten, sonst kann es unter Umständen an den Gewindeverbindungen zu Kontaktkorrosion kommen, Stichwort elektrochemische Spannungsreihe

Ausreichende Menge Hanf und Fermit, erste Gewindegänge sind frei
Zu vermeiden: Teflonband an Verschraubungen jeglicher Art
Auch häufig gesehen:
Klemmverschraubungen/Überwurfmuttern an Armaturen und Eckventilen werden "zur Sicherheit" mit Teflonband versehen. Verschraubungen sind meist mit Klemmring, Flachdichtung etc. ausgestattet. Die Dichtheit solcher Verbindungen sollte mit den vorgesehenen Bestandteilen gegeben sein. Zusätzliches Dichtmittel ist in aller Regel nicht notwendig. In der Praxis hat sich gezeigt, dass solche Maßnahmen der Korrektur dienen, wenn Verrohrungen z.B. unter Spannung stehen.
Sollte man sich bei der Montage solcher Bauteile unsicher sein, bitte den Fachhandwerker damit beauftragen. Denn die Folgen nicht fachgerechter Installation können gravierend sein.